rockweed
Die Technik des Photogramms, bei der ein beliebiger Gegenstand in der Positivdunkelkammer direkt auf das Fotopapier gelegt und dieses belichtet wird, findet in dieser Serie Einsatz um ein, auf einer norwegischen Insel aufgefundenes, angespültes Stück Seegras (ugs. auch rockweed genannt) visuell zu untersuchen. Die Metapher des Gestrandetseins fungiert als narrative Klammer, um jene Bedeutungsverschiebungen herauszufordern, die geschehen wenn ein Gegenstand aus seiner natürlichen Umgebung entfernt wird und in ein anderes System, in diesem Fall jenes der Ästhetik wissenschaftlicher Bildsprache und der Definition mittels Sprache, eingesetzt wird. Vor diesem konzeptuellen Gedanken strandet das Seegras auf dem Fotopapier auf ähnliche Weise, wie es auch schon zuvor an den Küstenfelsen der Insel Sula gestrandet war, wo es gefunden wurde. Die Barytprints dokumentieren jenes Stranden und die damit verbundenen Verschiebungen.
Die Reduktion auf reines Schwarz und Weiß erwirkt ein Hervortreten und eine Fixierung der Form, gleichzeitig versinkt der ursprüngliche Gegenstand in der papierenen Oberfläche des Barytprints. Innerhalb der Logik der Serie bzw. des Seriellen entsteht aber ebenso eine Form von Animation, die dem Betrachter potentielle formale Alterationen oder Zustände und einen möglichen Bewegungsablauf vorschlägt und somit den Modus des Fixierens und Festhaltens - also den Hoffnungsmoment des Fotografischen - unterläuft. Durch die Re-animation der De-animation wird das Untersuchungsobjekt zum untersuchten Subjekt und löst sich von der statischen Form hin zu einem temporären Zustand, der sich in der Imagination der Betrachterinnen jederzeit ändern kann.
Ein Pendeln zwischen den konkreten und abstrakten Momenten der fotografischen Abbildung, ein Pendeln zwischen Sein und Werden.