legitimating a view (slanted perspectives on Berenice Abbott’s file No. 254)
„Als ich am 3. Jänner 2014 in das Apartment 20C kam, lag Berenice Abbotts Bildband Changing New York am Couchtisch. In den folgenden Wochen habe ich das Buch immer wieder durchblättert – vor den großen Fenstern mit Blick auf die Südspitze Manhattans sitzend. Dabei stieß ich auf eine Abbildung, die für mich herausstach, da sie mir auf eine unerklärbare Weise bekannt vorkam: Ein Blick aus dem Fenster der Atelierwohnung hat schließlich alles aufgeklärt: Die zwei markantesten Gebäude – die landmarks auf dem Bild – waren von meinem Standpunkt aus sichtbar, allerdings aus einer verschobenen Perspektive. Mit dem Buch in der Hand an den Fenstern stehend, konnte ich das Haus, von dem aus Abbott fotografiert haben musste, ausmachen. Sie hatte das Bild mit dem Titel General View from Penthouse at 56 Seventh Ave., Manhattan am 14. Juli 1937 aufgenommen, als sie Friedrich Kiesler, mit dem sie befreundet war, in seinem Penthouse besuchte.“
Fotoatelier New York des BKA Österreich
In Anlehnung an die Form des Reißbretts und des Architekturmodells entstand eine entleerte Darstellung von Chelsea, deren Mittelpunkt ein wenig bekannter Moment der visuellen Geschichte New Yorks ist: General View from Penthouse at 56 Seventh Ave., Manhattan wird von verschiedenen Standpunkten und Blickwinkeln in der unmittelbaren Umgebung des Gebäudes durch das fotografische Schuss-Gegenschuss-Prinzip skizzenhaft rekonstruiert. Die 2014 entstandenen Fotografien erheben sich von der Grundfläche des Modells ähnlich den Wolkenkratzern auf der Insel Manhattan – sie sind Dokumente der Annäherung an Abbotts Bild, aber auch des räumlichen Verhältnisses, in dem die vier relevanten Gebäude zueinander stehen.
Als persönliche Kartographie einer Bilderrecherche kreist die Arbeit um die Thematik des privilegierten Ausblicks, um architektonische landmarks und deren Funktion als visuelle Orientierungshilfe im Stadtgebiet, sowie die zufällige Nachbarschaft zweier Wohnungen, die durch ein Kommen und Gehen von KünstlerInnen geprägt waren und sind –„where people are meeting 22 floors above the ground.“